Pflegeheim Ratgeber Tipps

Pflegeheim Ratgeber - Das sollten Sie bei der Wahl beachten

Gesund alt werden und den Ruhestand genießen – Das wünscht sich eigentlich Jeder. Der Gedanke an einen Platz im Pflegeheim oder die Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst im Alter wird da schnell verdrängt. Doch es lohnt sich im Vorfeld Gedanken zu machen. So können Sie ihren Lebensabend selbst planen und entscheiden, wie sie später leben möchten. Unser Ratgeber gibt Ihnen dazu praktische Tipps. 

Inhaltsverzeichnis

Die allgemeine Lebenserwartung der Menschen ist in den Industrieländern in den letzten 100 Jahren tatsächlich drastisch gestiegen, durch vielfältige Fortschritte in Medizin, Chemie, Technik u.a.. Allerdings werden die gewonnenen Lebensjahre nicht immer in bester Gesundheit erlebt. Stattdessen werden sie häufig begleitet von zunehmenden körperlichen und geistigen Einschränkungen. Auch chronische Krankheiten, welche medizinisch nur stabilisiert oder gebremst werden können, sowie durch Defektheilungen nach Unfällen.

Besonders bei alten und alleinlebenden Menschen kann plötzlich oder nach und nach eine Situation entstehen, in der ein Betroffener sein eigenes Alltagsleben nicht mehr allein meistern kann und je nach Umständen auf ständige Hilfe von Anderen angewiesen ist. Das kann Unterstützung in medizinischen, haushaltstechnischen oder geschäftlichen Dingen sein.

Während die o.g. notwendige Betreuung früher von der Familie / Großfamilie geleistet wurde, ist dies heute immer weniger möglich. So sind manche Menschen kinderlos, andere haben erwachsene Kinder, die vielleicht entfernt wohnen und berufstätig sind. Besonders die Frauen mittleren Alters entfallen heutzutage häufig als häusliche Krankenbetreuung durch ihre Berufstätigkeit. Auch Generationenkonflikte, persönliche oder finanzielle Probleme kommen hinzu.

Durch vielfältige sozialpolitische Maßnahmen, wie gesetzliche Regelungen und Hilfsangebote, ist  die Gesellschaft an die Stelle der Angehörigen der chronisch Kranken, Behinderten und Altersschwachen getreten. Es bleibt auch heute kein chronisch Hilfsbedürftiger ohne ein Angebot für die notwendige Unterstützung in diesem Land.

Das Pflegeheim und die Alternativen

Doch muss es gleich ein Pflegeheim sein?

Je nach Art der körperlichen oder geistigen Einschränkung im Alter gibt es verschiedene Formen der Unterstützung für Jeden, der zum Wohnen und Leben im Alltag Hilfe benötigt. Wichtig ist die passende Form der Betreuung und Pflege für die eigene Situation zu finden.

Folglich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten im Alltag die Unterstützung zu erhalten, die man tatsächlich braucht. Sei es Hilfe bei der juristischen Begleitung (Betreuungswesen), Ambulante Pflegedienste (Medikamentengabe, Verbände, Spritzen, Waschen, Körperhygiene) , diverse Heil-und Hilfsmittel, behindertengerechte bauliche Veränderungen und Tagespflegestellen bis hin zu den vollstationären Pflegeeinrichtungen. Diese werden auch als Pflegeheim, Altersheim, Seniorenresidenz und vieles mehr bezeichnet. Beachten Sie auch, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen einen GdB-Antrag stellen können. So können Sie einen Schwerbehindertenausweis bekommen und viele Vorteile im Alltag für sich nutzen.

Das Pflegeheim übernimmt die vollständige Betreuung

Die Pflegeheime übernehmen täglich 24 Stunden die körperliche Pflege der Betroffenen ( Waschen, Hygiene, Ankleiden, Medikamentenabgabe, aber auch Zimmerreinigung, Wäsche, Vollverpflegung, und organisieren Hilfe bei Ämtern und Behörden.

Es gibt in Deutschland aktuell ca. 14.000 Pflegeheime, in welchen meist 100 bis 200 Bewohner leben. Die Pflegeheime sind zum Teil In privater Trägerschaft, werden aber häufig auch durch kirchliche Einrichtungen (z. B. Caritas Einrichtungen ) oder durch Sozialverbände (z.B. AWO Pflegeeinrichtungen ) betrieben.

Wer kontrolliert die Qualität im Pflegeheim?

Pflegeheime wollen Gewinne erwirtschaften oder zumindest kostendeckend arbeiten. Staatliche Extrazuschüsse gibt es nicht. Die Pflegeeinrichtungen werden durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) , die Heimaufsicht, aber auch durch Bauaufsichtsbehörden genehmigt und kontrolliert, und müssen besonders die Personalstandards, sowie die Pflegequalitäts- und Baustandards erfüllen.

So ist beispielsweise bestimmt, wieviel Personalstellen (Fachkräfte und angelernte Kräfte) pro Einwohner vorzuhalten sind, welche Qualifikation diese, aber auch die Heimleitung haben müssen.

Auch die Mindestraumgrößen, Türbreiten, Feuerschutzeinrichtungen, Fahrstühlen, Vorhalt von Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Bettkränen sind geregelt. Alles ist gesetzlich festgelegt und wird zumindest sporadisch von den Behörden kontrolliert. Finanzieren tun sich die Pflegeheime durch die so genannten Pflegekosten. Diese werden je Heimbewohner entsprechend der Pflegebedürftigkeit berechnet.

Die Kosten für einen Platz im Pflegeheim

Die Unterbringung in einem Pflegeheim ist kostenpflichtig. Die Gesammtkosten für eine Pflegeheimplatz betragen pro Monat ca. 4000.- bis 5000.- Euro. Von diesem Betrag trägt die Pflegeversicherung etwa die 50%. Der dann fehlende Betrag muss als „Eigenanteil“ vom Heimbewohner selbst getragen werden. Deutschlandweit beträgt der Eigenanteil also grobdurchschnittlich über 2000.- Euro pro Monat. Bedenkt man, dass die übliche Rente bei 1050,- € (Männer) und bei 950,-€ (Frauen) liegt, wird sofort klar, dass diese Renten zur Kostendeckung allein nicht ausreichen können.
Dies bedeutet, dass zunächst vorhandenes Sparvermögen hinzugefügt werden muss, bis es aufgebraucht ist, (bis auf ein kleines Schonvermögen von 2000.- Euro). Dann tritt, bei vielen Menschen ja schon beim Einzug ins Pflegeheim als 3.Kostenträger das Sozialamt ein. Das Sozialamt zahlt den fehlenden Restbetrag für die monatlichen Pflegekosten . Das geschieht fast immer schnell und unkompliziert. Organisiert wird es durch die jeweilige Heimleitung.

Das Sozialamt prüft oft in 3 Bereichen:

  1. Sind vor staatlicher Leistung wirklich die Eigenersparnisse aufgebraucht? (Kontoprüfungen wie bei anderen Sozialleistungen)
  2. Gibt es erwachsene Kinder, die unterhaltsverpflichtet werden können? (Trifft nur noch sehr selten zu, seit 2020 sehr hohe Verdienstfreigrenzen, bis 100.000.- E)
  3. Sind vor Beantragung staatlicher Leistungen ungewöhnlich große Geschenke gemacht worden? (können bis zu 10 Jahre zurückgefordert werden)

Die zu zahlenden Pflegekosten erscheinen zunächst, auch im Vergleich zu Hotelkosten, sehr hoch.

Es gilt aber zu bedenken, dass die Heimbetreibung extrem personalintensiv ist. Die Pflegekosten entstehen durch Lohnkosten, Materialkosten, Unterbringung und Verpflegung und Betreuung. Arzt- und Medikamentenkosten werden weiterhin von den Krankenkassen übernommen.

Regionale Preisunterschiede bei Pflegeeinrichtungen

Beim Vergleich vieler Pflegeheime pro Region fällt auf, dass der verbleibend zu zahlende Eigenanteil oft sehr ähnlich ist (mit Ausnahme einiger „Luxusresidenzen“.) Dies ist auch verständlich, da die Mindestanforderungen bzgl. Personal, Baulichkeit, Material und Tarifbindung für alle Betreiber gleichermaßen gelten. 

Gewisse Preisunterschiede als Maßstab für Unterschiede in der Pflegequalität sind untauglich. 

Größere Preisunterschiede beim erforderlichen Eigenanteil im Pflegeheim gibt es geographisch (Stadt – Land) und besonders zwischen den einzelnen Bundesländern.

In MV bei ca. 1650.-E bis zu 2650.-E in NRW ). Erklärt wird dies durch unterschiedliche Tarifgebiete, Grundstückspreise sowie Kommunalabgaben.

Auswahl des richtigen Pflegeheims

Bei der Frage welches Pflegeheim gewählt werden soll, werden die meisten Betroffenen sagen – Gar keines –  Es ist ein natürliches Bedürfnis, möglichst lange trotz zunehmender Einschränkungen in den eigenen vier Wänden zu verbleiben. Und natürlich möchte man in der bekannten Region mit den Nachbarn die Sozialkontakte pflegen und weiter selbst bestimmt leben.

Durch die schicksalhafte Lebensentwicklung ist es aber manchmal einfach nicht möglich weiter zu Hause zu wohnen. Auch wenn es ambulante Hilfe durch Dienste wie „Essen auf Rädern“, Apotheken- und ambulante Pflegedienste gibt. 

Wenn die nächste, meist auch letzte Station des Lebensweges, der Umzug ins Pflegeheim eintreten soll, gibt es 2 mögliche Szenarien:

  • Ein plötzlicher Gesundheitsabfall, evtl. mit Krankenhaus, Reha-Klinik, ohne nachhaltige Besserung oder nur mit Defektheilung
  • Ein allmählicher Abfall wesentlicher körperlicher oder geistiger Funktionen, ohne Aussicht auf nachhaltige Besserung.

Plötzlich Pflegefall - Die Auswahl der geeigneten Pflegeeinrichtung

Bei plötzlich einsetzender Gebrechlichkeit, Invalidität oder chronischer Hilflosigkeit hat ein Patient fast keine Möglichkeit in die Entwicklung einzugreifen. Nach heutzutage extrem kurzem Krankenhausaufenthalt und fernhäuslicher Reha-Klinik kommt häufig das Umfeld (Ärzte, Angehörige) zu der Einsicht, dass eine Rückkehr ins häusliche Milieu wegen bleibender Hilflosigkeit nicht zu verantworten ist.

Die Ereignisse überschlagen sich und in wenigen Tagen muss ein freier Heimplatz in der Region gefunden werden sowie ein Heimvertrag unterschrieben sein.

Oft erfolgt dann sogar die direkte Verlegung von der Reha ins unbekannte Pflegeheim. Um es klar zu sagen: Es ist natürlich fast immer ein Segen, dass in unserem Land solche Strukturen existieren und schnelle Unterbringung möglich ist, und damit ein Aussetzen in Hilflosigkeit vermieden wird.

Aber in einigen Fällen kommt es auch zu vorauseilender Überaktivität der Angehörigen, alles zu regeln, die Wohnung des Seniors schnell zu kündigen und aufzulösen in panischer Angst evtl. eine Doppelmiete zahlen zu müssen.

Einige schwere Krankheiten haben trotz zunächst anderer Einschätzung manchmal die Möglichkeit einer Spätheilung oder Besserung.

Die Besserung tritt dann oftmals erst nach 2 oder 3 Monaten ein. Mögliche Fälle sind hierbei   Lähmungen bei Apoplexie, Multiple Sklerose und andere schubweise Erkrankungen wie Rheuma. Das Gleiche gilt auch für einige psychiatrische Krankheitsbilder.

Wenn dann eine unerwartete Besserung der Gesundheit des Betroffenen eintritt, ist der Hausstand aufgelöst, die Wohnung weg und ein Neubeginn in fortgeschrittenem Alter unmöglich. Deshalb der persönliche Rat bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit:  die eigene Wohnung mindestens 3 Monate nicht kündigen, allen Widerständen zum Trotz !!

Langsam steigender Pflegebedarf - Die Auswahl der geeigneten Pflegeeinrichtung

Ganz anders stellt sich die Lage  bei allmählich einsetzender Pflegebedürftigkeit dar.

Hier gilt es zunächst auszuloten, ob durch konsequentes Ausnützen aller ambulanten Möglichkeiten (Pflegedienst, Hol- und Bringdienste, weitere Heil- und Hilfsmittel,  evtl. ambulante Tagespflegeeinrichtungen ) der Zeitpunkt des vollstationären Pflegeheims aufgeschoben werden kann.

Ist dies alles ausgeschöpft, stellt sich die Frage, welches der 14000 Seniorenheime in Frage kommt. Neben individuellen Vorstellungen gibt es hier einige Grundaussagen:

Die Qualität der Pflege

Die beiden wichtigsten Kriterien, nämlich die Qualität der Ärztliche Betreuung sowie der Pflegequalität sind von einem medizinischen Laien einfach nicht zu beurteilen. Freundlichkeit und Anteilnahme ersetzen nun mal keine Fachkenntnisse. Vielleicht sollte man mehrere der infrage kommenden Einrichtungen einmal besichtigen, mit Bewohnern sprechen, und sich vielleicht auch auf eine Warteliste setzen lassen.

Die bauliche Gestaltung der Pflegeanlage sollte natürlich angenehm sein und nicht irgendwie abschrecken, egal warum. Die Raumaufteilung soll praktisch sein mit möglichst eigenem Badezimmer.

Fragen Sie zudem ob eigene Möbel oder auch ein Haustier mitgebracht werden kann.

Als Gast kann man meist auch Probeessen, was allerdings oft enttäuschend ist, denn unter „ Schonkost“ verstehen viele Heimköche : kaum Gewürze, gar kein Salz. Das Essen ist also oftmals äußerst gewöhnungsbedürftig. Bei der ersten Besichtigung sind häufig die gepflegten Gartenanlagen sehr beeindruckend. Sie sollten sich jedoch nicht durch weiße Gartenbänke, Springbrunnen und eine Voliere mit Wellensittichen beeindrucken lassen. Diese Dinge spielen im späteren Alltag kaum eine Rolle.

Mehr Besuch und mehr Freiheit durch eine gute Lage des Pflegeheims

Ein sehr wesentliches und oft völlig unterschätztes Kriterium bei der Heimauswahl ist die dortige Erreichbarkeit, d.h. die Bushaltestelle vor der Tür. Denn die Lage entscheidet wieviel Besuch man bekommt und ob Sie weiterhin Kontakt mit der Außenwelt halten können.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn fast jeder Heimbewohner erhält früher oder später Zuschüsse vom Sozialamt ( s.o.). Das bedeutet: Ihm bleiben nur der gesetzlich vorgegebene Mindestbehalt von 108,00 € als monatliches Taschengeld.

Abzüglich Frisör, Fußpflege und Hygieneartikel bleibt da kaum genug für das Taxi-Geld zum Augenarzt. Weitere Aktivitäten sind dann mangels Geld unmöglich. So etwas wird leider oft schamhaft verschwiegen. Umgekehrt ist auch für mögliche ältere Besucher die kostengünstige Erreichbarkeit wichtig.

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