Barrierefrei wohnen in den eigenen vier Wänden und den Lebensabend in der gewohnten Umgebung genießen. Das wünschen sich die meisten Menschen. Da ist es sinnvoll, wenn man sich rechtzeitig Gedanken über mögliche Umbauten und kleine Anpassungen der eigenen Wohnung, des eigenen Hauses, macht.
So können Sie ihr Zuhause nach ihrem Geschmack altersgerecht umgestalten und damit vorsorgen auch bei körperlichen Einschränkungen in der Zukunft weiterhin in der gewohnten Umgebung wohnen und leben zu können.
Das Ideal ist nach wie vor ein selbstbestimmtes Wohnen, auch wenn dazu Hilfsmittel im Alltag oder gar Umbauten notwendig werden sollten. Zudem gibt es Fördermöglichkeiten durch die Pflegeversicherung und die KfW, so lassen sich die finanziellen Belastungen in Grenzen halten.
Barrierefrei wohnen dank praktischer Hilfsmittel im Alltag
Barrierefreies und altersgerechtes Wohnen beginnt bereits mit einfachen Mitteln. Stolperfallen kann man vermeiden, ein Hausnotruf schafft die nötige Sicherheit. Nicht immer muss man gleich die gesamte Wohnung altersgerecht umbauen. Welche Anpassungen und Umbauten in ihren Räumen aus unserer Sicht generell sinnvoll sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Zunächst ist es immer einfacher die entsprechenden Hilfsmittel zu nutzen. Mit Greifhilfen fällt vieles leichter, Geh- und Mobilitätshilfen erhalten die Beweglichkeit. Auch für das Lesen und Schreiben sind entsprechende Erleichterungen verfügbar, gleiches gilt in der Küche für spezielle Dosen- und Flaschenöffner. Strumpf- und Schuhanzieher helfen oft, den Pflegedienst zu vermeiden. Und Telefone mit großen Tasten für Senioren sind seit Jahren von diversen Herstellern erhältlich.
Praktische Hilfsmittel in der Wohnung
- Greifhilfen
- Mobilitätshilfen
- Gehhilfen
- Lese- und Schreibhilfen
- Flaschen- oder Dosenöffner mit speziellen Funktionen
- Schuh- und Strumpfanzieher
- Seniorentelefon mit extra großen Tasten
Barrierefrei Wohnen: Normen und Kriterien
Was unter Barrierefreiheit zu verstehen ist, hat der Gesetzgeber klar geregelt. Für Wohngebäude gilt die DIN-Norm 18040-2 mit dem Titel „Barrierefreies Bauen“. Im Teil 2 der Planungsgrundlagen findet sich hier, wie einzelne Bereiche der Wohnung zu gestalten sind, wenn sie barrierefrei sein sollen. In den Bauordnungen der Bundesländer sind die technischen Bestimmungen im Detail ausgeführt.
Wer für die Umbauten einen Zuschuss der KfW beantragen will, muss bei sämtlichen Baumaßnahmen die oben genannte Norm erfüllen. Wer auf Mittel der Pflegekasse zurückgreift, ist an die gesetzliche Vorschrift nicht in allen Einzelheiten gebunden. Hier zählt der tatsächliche Bedarf, wie er dem Gesundheitszustand des Betroffenen entspricht.
Darf jeder Handwerker den barrierefreien Umbau ausführen?
Wer nur die Wohnung altersgerecht umbauen will, kann sogar auch selber Hand anlegen. Viele beauftragen auch einen örtlichen Handwerker, um die Maßnahmen fachgerecht ausführen zu lassen. In den Betrieben sind die gesetzlichen Bestimmungen meist bekannt. Altersgerecht umbauen heißt aber nicht unbedingt, dass auch die Ausführenden auch die entsprechenden Normen einhalten.
Der Auftraggeber sollte misstrauisch werden, wenn im Vertrag Begriffe wie „barrierearm“ oder „barrierereduziert“ auftauchen. Wenn jemand barrierefrei wohnen will, ist es nicht ratsam, sich auf derartige Angebote einzulassen. Denn diese Bezeichnungen weisen meist auf Arbeiten hin, die nicht dem gesetzlichen Standard entsprechen.
Wenn die Wohnung barrierefrei werden soll, kann der Mieter oder der Eigentümer die Maßnahmen durchführen. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) legt in Paragraph 554a, Abs. 1, Satz 1 fest, dass ein Mieter die Zustimmung des Vermieters einfordern kann, wenn derartige Umbauten notwendig werden.
Der Eigentümer ist allerdings nicht verpflichtet, Arbeiten zu gestatten, die substantiell in die Baustruktur eingreifen. Will man barrierefrei wohnen und ist ein Hublift vorgesehen, soll die Dusche barrierefrei sein oder müssen Türschwellen entfernt werden, kann der Vermieter seine Zustimmung verweigern.
Hilfsmittel, die wenig Aufwand erfordern, sind aber nicht vom OK des Eigentümers abhängig. Der Hausnotruf, Haltegriffe oder elektrische Türöffner stellen meist kein Problem dar. Die Vermieter weigern sich aber im allgemeinen sehr selten, sogar wenn man die Wohnung behindertengerecht umbauen will, ihre Zustimmung zu erteilen. Denn altersgerecht umbauen heißt auch, dass der Wert der Wohnung steigt.
Tipp: Achten Sie darauf, dass im Auftrag ihres Handwerkers „barrierefrei“ steht!
Welche Maßnahmen in welchen Räumen? Richtig barrierefrei wohnen
Barrierefrei wohnen heißt, dass in den einzelnen Räumen je nach Gesundheitszustand besondere Aspekte zu berücksichtigen sind. Für die einzelnen Räume einer Wohnung gibt es jeweils gesonderte Anforderungen, die berücksichtigt werden sollten.
Das Badezimmer altersgerecht umbauen
Wenn das Badezimmer barrierefrei sein soll, muss die Bewegungsfläche ausreichend sein. Die DIN-Norm definiert ein Minimum von 120 x 120 cm als Freifläche. 150cm x 150cm sind aber eher zu empfehlen.
Notwendig ist dieser Platz, wenn ein Rollstuhl genutzt wird oder eine Pflegeperson anwesend ist. Für die bodengleiche Dusche ist der rutschfeste Bodenbelag ein wichtiges Kriterium beim barrierefrei Wohnen.
Die Badewanne kann mit verschiedenen Maßnahmen angepasst werden, es gibt die Sitzbadewanne oder man nutzt einen Badewannenlift. Oft erfolgt auch ein Umbau der Wanne, die dann als Dusche eingesetzt wird. Haltegriffe und auch Duschsitze sorgen für die nötige Sicherheit.
Das barrierefreie Bad – Schiebetüren, Toilette und mehr anpassen
Viele Türen im Badezimmer öffnen sich nach innen, dann sind Schiebetüren oder die automatische Variante eine Alternative, oder Türen, die sich nach außen öffnen. Dann ist das Bad auch zugänglich, wenn der Betroffene gestürzt ist, wobei er das Öffnen behindern kann.
Sind alle diese Probleme bedacht und behoben, ist schließlich auch das Badezimmer barrierefrei. Alle diese Verbesserungen sind aber auch sinnvoll, wenn man die Wohnung altersgerecht umbauen will, ohne die gesetzlichen Vorgaben in allen Einzelheiten zu beachten.
Waschtische oder die Toilette machen oft Probleme, weil die Höhe nicht stimmt. In besonderen Fällen sind Sanitäranlagen sinnvoll, die per Fernbedienung verstellbar sind. Die Armaturen sollten ergonomisch gestaltet sein, dann fällt die Bedienung leichter.
Checkliste Badezimmer:
- Bewegungsfläche nach DIN Norm mindestens 120cm x 120cm
- Dusche: rutschfester Bodenbelag und ebenerdig
- Badewanne: Haltegriffe, Badewannenlift für mehr Sicherheit beim Ein- und Ausstieg
- Tür: Schiebetür oder eine Tür, die nach außen öffnet. Bei Stürzen wird der Eingang für Helfer nicht blockiert
- Waschtisch und Toilette: Barrierefreie Höhe und Griffe zum abstützen
- Armaturen: Ergonomische Armaturen für leichte Bedienbarkeit
Die Wohnräume - Barrierefrei wohnen
Damit sich die Fenster auch im Sitzen öffnen lassen, sind niedrige Griffe vorteilhaft. Der Handel bietet auch Verlängerungen an, sodass die Fenstergriffe leichter erreichbar sind. Optimal sind besonders im Alter elektrische Rollläden.
Möbel sollten standsicher sein und nicht kippeln, dann kann sich der Senior bei Bedarf gut abstützen. Das elektrische Bett lässt sich durch einen Motor in eine komfortable Sitzposition fahren, das erleichtert das Aufstehen und hilft bei Einschränkungen der Mobilität.
Barrierefrei wohnen bedeutet auch, dass Fenster und Türen leichtgängig funktionieren. Ausreichende Beleuchtung erleichtert das Orientieren und vermeidet Stürze, und Bewegungsmelder schalten bei Bedarf das Licht an und aus.
Checkliste Wohn- und Schlafzimmer:
- Fenster:
- Niedrige Fenstergriffe oder Fenstergriffverlängerungen
- Elektrische Rolläden
- Möbel:
- Standsicher und bei Bedarf an der Wand befestigt
- Sitzmöbel und Betten mit richtiger Höhe
- Beleuchtung:
- Ausreichende Beleuchtung
- Bewegungsmelder
- Offen liegende Kabel vermeiden
- Steckdosen:
- Verlegen auf Greifhöhe
Barrierefrei wohnen und die Küche
Der Bewohner kann seine Kochgeräte in einem entsprechend angepassten Umfeld leicht erreichen, besonders wenn man behindertengerecht umbauen will und auch an den Rollstuhl gedacht wird.
Oberschränke sind idealerweise in der Höhe verstellbar, Arbeitsplatten kann man im Idealfall auch unterfahren. Schubladen sind besser als Schranktüren, denn so kommt man auch im Sitzen bequem an die Utensilien. Besonders praktisch sind absenkbare Arbeitsstühle, mit ihnen fährt man unter die Arbeitsplatte.
Eine Sitzgelegenheit muss ohnehin unbedingt vorhanden sein. Praktische Hilfsmittel sind leichtgängige Dosenöffner und speziell designtes Besteck. Die Herdüberwachung verhindert, dass die Kochstelle unnötig lange angelassen wird.
Der Eingangsbereich: Stufen vermeiden
Treppenstufen sind oft eine Stolperfalle, auch im Eingangsbereich. Ist die Bewegung eingeschränkt, sind sie sogar schwer zu überwinden. Dann helfen Rampen für den Rollstuhl, die auch mit dem Rollator einfach zu befahren sind. Die Systeme gibt es sowohl als fest installierte wie auch als mobile Variante.
Die Klingel sollte gut hör- oder sichtbar sein. Bei größeren Höhenunterschieden ist ein Außenaufzug eine Lösung. Schwellen zur Terrasse oder zum Balkon sind leider ebenfalls häufig anzutreffen, auch hier gibt es Rampen für die Türschwelle in kleinerer Ausführung.
Bisweilen sind aber auch größere Umbauten notwendig, will man die Wohnung altersgerecht umbauen.
Treppensteigen altersgerecht einrichten
Besonders die Treppe ist im Alter oft eine Herausforderung. Mit Handläufen auf beiden Seiten wird das Treppensteigen aber erheblich vereinfacht, LEDs leuchten die Stufen aus und verbessern die Sicherheit.
Beläge mit Anti-Rutsch-Eigenschaften sind nicht unbedingt empfehlenswert, denn der Fuß kann unvermittelt abstoppen und so das Gleichgewicht beeinträchtigen. Besser sind Liftsysteme, die fest montiert sind. Verschiedene Ausführungen wie Treppenlift, Kurvenlift, Sitzlift oder Stehlift passen sich der jeweiligen Bausituation flexibel an.
Finanzielle Förderung für den altersgerechten Umbau
Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten. Die Pflegekasse leistet ihren Beitrag, die KfW vergibt günstige Kredite. Denn ein Umbau ist immer mit finanziellen Anforderungen verbunden.
Förderung durch die KfW
Die Förderung „Altersgerecht umbauen“ der KfW ist nur eines der Programme, die von der staatlichen Förderbank aufgelegt wurden. Der Betroffene kann einen zinsgünstigen Kredit bis maximal 50.000 Euro beantragen. Auch ein Investitionszuschuss bis 6.250 Euro steht zur Wahl. Gefördert werden alle Projekte, die Barrieren reduzieren und den Wohnkomfort verbessern, und zwar unabhängig vom Alter.
Mehr Informationen zum Investitionszuschuss zum Abbau von Barrieren und das Antragsformular erhalten Sie auf der Seite der KFW:
Informationen zum Förderkredit aus dem Programm „Altersgerechtes Umbauen“ erhalten Sie auf dieser Seite der KfW:
Für Umbauten, die einem verbesserten Einbruchschutz dienen, bietet die Bank einen Zuschuss von maximal 1.600 € an. Sowohl Eigentümer als auch Mieter erhalten den Betrag, wenn sie Maßnahmen zur Verhinderung von Einbrüchen durchführen.
Unbedingt zu beachten ist, dass die Hausbank noch vor dem Beginn der Maßnahmen den Antrag stellen muss. Außerdem sind alle Vorgaben der DIN-Normen zu beachten, und ohne Förderung kann barrierefrei wohnen schnell zu einer kostspieligen Angelegenheit werden.
Die Pflegekasse bezuschusst barrierefreies Wohnen
Anders als bei der Förderung „Altersgerecht umbauen“ der KfW und anderen Angeboten ist der Zuschuss von der Pflegekasse nicht mit Zinsen verbunden. Sollen Arbeiten durchgeführt werden, damit man barrierefrei wohnen kann, ist eine Förderung vom maximal 4.000 Euro möglich.
Voraussetzung ist ein anerkannter Pflegegrad der Kasse, dann kann der Senior sein Bad umbauen oder einen Treppenlift installieren lassen. Bei mehreren Personen mit einer anerkannten Pflegebedürftigkeit in einem Haushalt können diese auch „zusammenlegen“. Maximal kommen so vier mal 4.000 Euro zusammen, also insgesamt ein Zuschuss in Höhe von 16.000 Euro.
Altersgerecht Wohnen : Auch im Sinne der Angehörigen
Nur wenige Wohnungen in Deutschland sind so ausgestattet, dass auch bei nachlassenden Kräften die heimische Umgebung problemlos genutzt werden kann. Aber beim barrierefrei Wohnen erhalten ältere Menschen ihre Selbständigkeit, bewegen sich weiter in der heimischen Umgebung mit der entsprechenden Lebensqualität.
Pflegende Angehörige werden durch eine barrierefreie Wohnungsgestaltung erheblich entlastet, denn ein Großteil der Sorge entfällt. Auch sie gewinnen mehr Unabhängigkeit und Sicherheit. Denn der Pflegebedürftige bleibt nicht länger im selben Maß auf die Hilfe anderer angewiesen, die Angehörigen wissen, dass er sicher aufgehoben ist.