Wir lieben Ordnung und haben traditionell gerne einen genauen Überblick über unsere Finanzen. Da ist es kein Wunder, dass die Deutschen eine besondere Beziehung zu ihren Girokonto haben.
In Zeiten mit höheren Zinsen gab es zudem viele attraktive Angebote mit Konten, bei denen keine monatliche Grundgebühr fällig wurde. Das hat dazu geführt, dass die Gesamtanzahl der Girokonten in Deutschland auf ca. 109 Millionen (Stand 01/2022) angewachsen ist. Jedoch hat Deutschland lediglich ca. 83 Millionen Einwohner. Für gewöhnlich haben also viele Bürger heutzutage somit mehr als ein Girokonto. Sei es ein separates Haushaltskonto oder ein zusätzliches Gemeinschaftskonto.
Doch plötzlich werden die Gebühren der einst so günstigen Konten in vielen Fällen immer höher. Warum dies so ist und welche verschiedenen Möglichkeiten es für Sie gibt, diesem Problem vorzubeugen, haben wir uns einmal genauer angeschaut.
Ist das eigene Girokonto bereits zu teuer?
Wie finden Sie heraus, ob Sie „zu viel“ für Ihr Girokonto bezahlen? Und welche Monatspauschale ist für ein Girokonto, hinsichtlich der erbrachten Leistung überhaupt angemessen?
Grundsätzlich bezahlen Sie für Ihr Konto in vielen Fällen bereits monatliche Gebühren, welche je nach Bankinstitut in der Regel zwischen zwei und zehn Euro im Monat liegen.
Neben der monatlichen Kontoführungsgebühr kommen je nach Kreditinstitut jedoch weitere Gebühren für Überweisungen, Karten, Kontoauszüge und weitere Zusatzleistungen hinzu. Besonders zu Beachten sind auch die Dispozinsen und die mittlerweile eingeführten Strafzinsen auf Guthaben. Die Banken und Sparkassen verlangen folglich für viele kleine Leistungen einen Betrag, der sich im Laufe des Monats zu ihren tatsächlichen Kosten für ihr Girokonto summiert. So wird das früher so kostengünstige Girokonto schnell selbst zu einem kleinen Kostenfresser, der Monat für Monat kostet.
Sie sollten beim Girokonto also die folgenden Gebühren im Auge behalten:
- Monatliche Kontoführungsgebühr
- Gebühren für Überweisungen
- Gebühren für Bargeldabhebungen
- Gebühren für Girokarten und Kreditkarten
- Gebühren für Kontoauszüge
- Die Höhe des Dispozinses
- Die Höhe der Negativzinsen/Strafzinsen auf Guthaben & ab welchem Betrag sie zu zahlen sind
Kontoführungsgebühr – So unterschiedlich sind die Kosten beim Girokonto
Diese monatlichen Gebühren haben die meisten Bürger beim Abschluss zuerst im Blick. Daher bieten viele Institute ihre Girokonten mit möglichst niedrigen monatlichen Kontoführungsgebühren an. Einige Angebote sind sogar noch immer kostenlos. Jedoch sollte man sich immer das Gesamtpaket anschauen! Schließlich möchte die Bank auch noch Geld verdienen. So beinhalten kostenlose Girokonten und Angebote mit sehr geringen Gebühren zum Teil hohe Kosten für bestimmte Leistungen, wie beispielsweise hohe Dispozinsen, Kosten für Überweisungen oder Strafzinsen / Negativzinsen auf ihr Guthaben.
In vielen fällen lohnt sich daher ein Vergleich mit anderen Anbietern, die letztlich deutlich günstiger für Sie sein können.
Einige Banken wiederum bieten ein kostenloses Girokonto an, jedoch nur wenn eine Mindestgehaltssumme eingehalten wird. Diese Mindestgehaltssumme kann das Gehalt, der Lohn oder die Rente sein.
Ähnlich wie bei der Mindestgehaltssumme verhält es sich bei Angeboten mit Mindestgeldeingang, hier legt die Bank lediglich einen Mindestrichtwert des Geldeinganges fest. Dies muss in diesem Fall nicht unbedingt das eigene Gehalt sein, sondern kann nur ein Geldbetrag sein, der dem Mindestrichtwert entspricht. Auch bei diesen Konten besteht mit der Zeit die Gefahr, dass Kunden die Bedingungen vergessen und langfristig draufzahlen.
Wenn sich ihre Haushaltssituation nun geändert hat und Sie die Mindestgrenzen nicht mehr erfüllen, fallen bei diesen Konten zukünftig regelmäßig höhere Gebühren an. In solch einem Fall passt ihr Konto nicht mehr zu ihrer Lebenssituation und verursacht Kosten, die vermeidbar sind. Mit einem Girokonto-Wechsel können sie Monat für Monat sparen.
Zudem gibt es Girokonten, die nur dann keine Kontoführungsgebühr haben, wenn eine gewisse Aktivität regelmäßig vorliegt. Ein mögliches Kriterium der Bank kann beispielsweise eine Mindestanzahl an Transaktionen auf dem Konto sein.
Wenn sie solch ein Konto haben und es aus irgendwelchen Gründen nicht mehr ausreichend oft nutzen, müssen sie ebenfalls unnötig mehr Kontoführungsgebühren bezahlen. Hier kann es daher auch sinnvoll sein das Girokonto zu kündigen.
Vorsicht bei Negativzins auf Sparguthaben / Strafzins beim Girokonto
Immer mehr Kreditinstitute verlangen von ihren Kunden und Kundinnen Negativzinsen auf ihr Erspartes. Während es früher noch Zinsen auf das Sparguthaben gab, müssen Sparer nun fürchten, für ihr erspartes Geld bei der Bank Strafgebühren zu zahlen!
Was ist eigentlich ein Negativzins oder Strafzins?
Wenn Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld einlegen und verwahren möchten, müssen diese aktuell eine Gebühr bezahlen. Dies wird als Negativzins bezeichnet. Da die Banken aber keinen Verlust erzielen möchten, münzen sie diesen Negativzins auf das Sparguthaben ihrer Kunden um. Die Höhe liegt aktuell bei vielen Banken zwischen -0,5 und -1 Prozent.
Dennoch gibt es noch genügend attraktive Angebote von verschiedenen Banken, um diesen Negativzins zu umgehen, wie beispielsweise mit Hilfe der Freibetragsgrenze.
Ab wann muss man Strafzinsen auf Erspartes zahlen?
Die sogenannte Freibetragsgrenze haben viele Banken festgelegt. Diese Grenze schwankt aktuell meist zwischen 25.000 und 100.000 Euro.
Somit erhält die Bank einen Strafzins, sobald Ihr Erspartes über diese Grenze steigt. Hauptsächlich betroffen von diesem Strafzins sind meist Neukunden und Kunden, die mit den entsprechend angepassten Geschäftsbedingungen einverstanden sind. Bestandskunden werden jedoch von den Banken immer häufiger darauf angesprochen.
Wenn sie also Erspartes haben und über der jeweiligen Freigrenze liegen, ist es besonders sinnvoll sich nach einem Girokonto umzuschauen, bei dem Sie nicht noch extra Zinsen auf ihr Guthaben zahlen müssen. Entweder, weil ihr Erspartes unter der Freibetragsgrenze liegt, oder weil bei einem anderen Anbieter noch keine Negativzinsen auf Guthaben anfallen. Ein Vergleich lohnt sich hier sehr.
Dispozins / Überziehungsgebühren
Eine weitere große Kostenfalle ist der Dispozins beim Girokonto. Der Dispozins wird ab dem Zeitpunkt aktiv, sobald Sie Ihr Konto überzogen haben und dadurch nicht mehr in der Guthabenzone sind.
Wenn sie gelegentlich ins Minus rutschen, ist es daher empfehlenswert die höhe des Dispozins beim Vergleich ihres Kontos mit anderen Angeboten im Fokus zu haben.
Denn der Dispozins kann auf lange Sicht enorme Kosten beim Girokonto verursachen. Zudem gibt es aktuell sehr starke Unterschiede bezüglich der Höhe der Dispozinsen bei den einzelnen Kreditinstituten.
Kosten für Überweisungen
Manche Institute haben die Kosten für Überweisungen in ihrem Kontopaket inbegriffen, manche aber auch nicht. Das kann ebenfalls zu einer unnötigen Kostenfalle werden, wenn unter anderem Banken mit einem kostenlosen Girokonto werben, aber im Kleingedruckten dennoch Kosten für Überweisungen im In- oder Ausland angeführt sind.
Außerdem unterscheiden immer mehr Banken zwischen Online-Überweisungen und Überweisungen in Papierform.
Gebühren für Bargeldabhebungen
Viele denken, dass das Geld abheben bei einem Bankomaten keine großen bis gar keine Kosten verursachen kann. Dies ist leider ein Irrglaube. Das Abheben von Geld bei der Hausbank kann womöglich kostenlos sein, aber bei einer anderen Bank können schnell Gebühren in Höhe von 5 Euro oder mehr pro Abhebung anfallen. Zudem sollten Sie gut bei Bargeld Abhebungen im Ausland aufpassen, hier sind sie zum Teil noch teurer.
Gibt es 2022 noch kostenlose Girokonten?
Ja, es gibt noch kostenlose Girokonten! Bei etlichen Direktbanken, aber auch bei vereinzelten klassischen Filialbanken gibt es ein kostenloses Girokonto.
Dennoch sollte man auch bei kostenlosen Angeboten immer schauen, dass das Gesamtpaket passt. Schließlich sind neben der Kontoführungsgebühr auch die genannten Faktoren, wie beispielsweise Strafzinsen auf Guthaben und hohe Dispozinsen, ebenso wichtig.
So einfach ist der Vergleich
Falls Sie auf Nummer sicher gehen wollen geht ein Vergleich ganz einfach und schnell. Gleich ob Sie sich für einen Wechsel Ihres derzeitigen Girokontos interessieren, oder einfach sich vergewissern möchten, damit Sie nicht zu viel für Ihr Girokonto ausgeben.
Vergleichsportale wie Verivox oder Tarifcheck.de zeigen sehr anschaulich, wie unterschiedlich die Preise aktuell sind und ob man aktuell bereits zu viel zahlt.
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